Hanspeter Seiler
Die homöopathische Behandlung von Aufmerksamkeits- und Lernstörungen (ADS) bei Kindern und Jugendlichen
Dass die Homöopathie beim Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) erfolgreich ist, ist derzeit noch besser als bei jeder anderen Krankheit auch wissenschaftlich erwiesen. Der Schweizer Kinderarzt Dr. med. Heiner Frei hat an der Universität Bern eine gross angelegte Doppelblindstudie durchgeführt, welche dann auch in einer der renommiertesten schulmedizinischen Zeitschriften für dieses Fachgebiet publiziert wurde, dem European Journal of Pediatrics1. Hierbei wurden 62 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 16 Jahren in zwei statistisch vergleichbare Gruppen unterteilt und entweder mit einem individuell ausgewählten homöopathischen Medikament oder mit Scheinmedizin (Plazebo) behandelt. Natürlich wussten weder Therapeut noch Eltern noch Kinder, wer zu welchem Zeitpunkt Homöopathie oder Plazebo erhielt (= Doppelblind-Studie). Zur noch besseren Absicherung des Resultates wurde sogar das für einen homöopathischen Versuch besonders heikle Manöver des Cross-over (= Austausch von Homöopathie- und Plazebo-Guppe im Verlauf der Studie) durchgeführt2.  Auch unter diesen strengsten Bedingungen konnte die Studie den wissenschaftlich einwandfreien Nachweis dafür erbringen, dass Kinder und Jungendliche mit dieser Verhaltensstörung von einer fachgerecht durchgeführten homöopathischen Behandlung objektiv3 profitieren können.
Damit ist die Homöopathie, in der Praxis natürlich ergänzt durch geeignete pädagogische, psychotherapeutische und nicht zuletzt auch diätetische Massnahmen, tatsächlich eine realistische Alternative zum stark eingreifenden materiellen Psychopharmakon Ritalin, welches mittlerweile ja sogar auf der Dopingliste figuriert und zunehmend auch als Lerndroge mit nicht unerheblichem Abhängigkeitspotential4 missbraucht wird.  In der "Weltwoche" ist die sehr kritische Stellungnahme eines Sonderpädagogik-Professors zu Ritalin erschienen. Doch soll dieses Medikament hier keineswegs verteufelt werden, da es symptomatisch tatsächlich oft gut wirksam ist und als letzte Massnahme in schwersten Fällen unser therapeutisches Repertoire sinnvoll ergänzt. Jedoch sollte sein Einsatz den wenigen Fällen vorbehalten bleiben, wo die Homöopathie nicht oder zu wenig wirkt. Nach meiner Einschätzung würde dies einen Rückgang der Ritalin-Verschreibungen um etwa 80-90% bedeuten.

Frau Regula Fisch hat sich als Lehrerin und Homöopathin mit ADS und unter anderem auch mit dem Therapieansatz von Dr. Frei intensiv auseinandergesetzt und hat auch schon selbst viele positive Erfahrungen sammeln dürfen. Es freut mich, das Therapieangebot meiner Praxis um diese Spezialität erweitern zu dürfen.


1 Frei H, Everts R, von Ammon K, Kaufmann F, Walther D, Hsu-Schmitz SF, Collenberg M, Fuhrer K, Hassink R, Steinlin M, Thurneysen A:
„Homeopathic treatment of children with attention deficit hyperactivity disorder: a randomised, double blind, placebo controlled crossover trial.“
Eur J Pediatr. 2005 Dec; 164(12):758-67. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16047154
2 Hierbei besteht das Risiko, dass infolge der ausgesprochenen Langzeit-Wirkung einer klassisch-homöopathischen Behandlung das Studienresultat erheblich verwässert wird, was die Frei-Studie aber offensichtlich gut verkraften konnte.
3 Zur Objektivierung des Behandlungsresultates wurde natürlich ebenfalls eine streng wissenschaftliche Methode (Conners' Global Index, CGI) verwendet.
4 Siehe Arzneimittel-Kompendium der Schweiz, unter „Ritalin, Warnhinweise“. http://www.kompendium.ch/
Der biochemische Wirkmechanismus von Ritalin ist noch weitgehend ungeklärt; insbesondere weiss man nicht genau, wieso die Substanz bei Gesunden psychomotorisch stimulierend und bei hyperaktiven Kindern meist beruhigend wirkt. Es ist gut denkbar, dass auch diese scheinbar paradoxe Medikamentenwirkung letztlich nur durch einen homöopathischen Mechanismus erklärbar ist.